31.05.2002

Brief an Mally

Am 25.05.2002 um 21:30 Uhr bist Du von Deinem schlimmen Leiden erlöst worden. Jetzt leidest Du nicht mehr, musst kein Morphium mehr nehmen gegen die unerträglichen Schmerzen und bist hoffentlich nun genau da, wo Du sein möchtest.

Liebste Mally, ich vermisse Dich so unendlich. Du fehlst mir so sehr. Dein Lächeln, Deine liebevolle Art, Deine Ratschläge, Dein Zuhören, Deine Wärme, Anteilnahme, Deine Intelligenz, Deine enorme Courage und Energie, Deine grosse Erfahrung - einfach Alles. Jeder, der das Glück hatte, Dich kennenzulernen, weiss, daß Du nicht nur für die Katzen, denen Du aus vielen guten Gründen Dein Leben gewidmet hast, ein unersetzbarer Verlust bist.

Ich hatte das Glück, Dich 15 Jahre zu kennen. Manchmal hatten wir einige Monate keinen Kontakt, manchmal haben wir sehr oft telefoniert, es war ganz unterschiedlich. Du hast mir (und nicht nur mir) so viel vermitteln können, was wertvoll ist und für immer bestehen bleiben wird. Dafür werde ich Dir immer dankbar sein und Deiner gedenken.

Einige Male konnte ich Dir hilfreich zur Seite stehen - auch zuletzt habe ich mich bemüht, Alles in Deinem Sinne zu tun. Ich werde so fortfahren und habe viele Erinnerungen an Dich, die mir niemand nehmen kann. Für mich bist Du nicht tot - Du lebst weiter in vielen Dingen - Gedanken, Grundsätzen - und in den Tieren.

Ich hätte mir so sehr für Dich gewünscht, daß Du mit der Gewissheit sterben kannst, daß sowohl Deine persönlichen geliebten "Stroppis" als auch die durch Deine Initiative draussen immer perfekt versorgten Katzen auch in Zukunft genauso liebevoll betreut werden, wie Du es all die vielen Jahre, solange Du noch irgendwie konntest, getan hast.

Leider ging jetzt alles so plötzlich und es gab so viele widrige (um nicht zu sagen widerliche) Umstände, auf die ich nicht näher eingehen möchte, sodaß Du im Ungewissen warst, Dir niemand Deine größte Sorge genommen hat. Das hast Du nicht verdient. Du hattest Dein ganzes Leben lang einen unbeugsamen, furchtlosen Willen für Alle, die schwach oder in Not waren. Du hast immer dort geholfen, wo es dringend nötig war. Warum hat man Dir nicht geholfen ? Wo waren Andere, als Du in Not warst ? Diese Fragen gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Du hast mehr als einmal zu mir gesagt, daß jemand, der etwas Schlechtes tut, irgendwann dafür die gerechte Strafe erhält - ich wünsche mir sehr, daß Du - wie sooft - hoffentlich gerade darin Recht behälst.

Es fällt mir sehr schwer, all dies hier zu schreiben - aber ich denke, daß bin ich Dir schuldig.

Du hast Dich immer verabschiedet von mir mit den Worten : Ich drücke Dich mal ganz fest

Ich möchte mich nicht von Dir verabschieden - heute in der Kapelle, daß warst nicht Du, es war nur Dein schwacher Körper, der dort lag. Dein wacher Geist, Deine Wärme und Dein Charme, Deine ganze Liebe ist nicht tot - sie sind nur nicht mehr sichtbar für Andere.

In Liebe

Deine Gaby